Nähanleitung für eine einfache Gürteltasche
Die Fundlage für klassische Gürteltaschen, wie man sie im LARP und auf Mittelalterveranstaltungen häufig sieht, ist tatsächlich sehr dünn. Für den nordeuropäischen Raum im Frühmittelalter sind fast ausschließlich verschiedene Beutel und Säckchen belegt. Für größere Gegenstände hat man vermutlich auf Umhängetaschen, Säcke oder ähnliche Tragevorrichtungen zurückgegriffen. Eine überproportional oft genutzte Ausnahme stellen die sogenannten Tarsoly dar. Bei diesen handelte es sich jedoch eher um ein Importgut aus dem Osteuropäischen Raum welches über verschiedene Handelsrouten seinen Weg in einige skandinavische Gegenden gefunden hat.
Eine Möglichkeit sich zusätzlichen Stauraum am Gürtel zu schaffen ohne auf die sehr spezifischen magyarischen Tarsoly zurückzugreifen, ist eine einfache D-förmige Gürteltasche mit Knebelverschluss. Diese kann man bei zahlreichen Larphändlern kaufen oder man macht sie sich einfach selbst. Dabei soll diese Anleitung helfen.
An dieser Stelle aber nochmal der Hinweis: Hierbei handelt es sich nicht um eine Rekonstruktion sondern um eine mehr oder weniger frei erfundene Anleitung für einen praktischen Gegenstand!
1. Werkzeug und Material
- Da es keine konkrete Vorlage gibt, ist die Wahl des Leders hier relativ unerheblich.
Empfehlenswert ist kein allzu dünnes aber auch nicht zu steifes Leder. Ich verwende hier 1,5mm starkes, relativ weiches Leder was an Ziege erinnert. - Gewachstes Garn zum Vernähen.
- Mindestens eine Ledernadel (habt am besten immer mindestens eine als Reserve).
- Eine Stechahle zum Vorstechen der Nahtlöcher.
- Eine Kombizange kann man immer gebrauchen.
- Ein Lineal oder Geodreieck.
- Ein scharfes Cuttermesser oder eine sehr gute Schere.
- Stift und Papier für das Schnittmuster.
- Eine Unterlage zum Stechen der Nahtlöcher, dazu eignet sich ein altes Stück Holz oder ein Schneidebrettchen.
- Eine Lochzange.
- Einige Klemmen oder Wäscheklammern.
2. Schnittmuster und Ausschneiden
Grundsätzlich empfiehlt es sich, zunächst ein Schnittmuster aus Papier anzufertigen bevor man damit beginnt seine Lederhaut zu zerschneiden. Wie ihr dabei die Maße wählt ist euch überlassen.
Ich habe hier ein Rechteck mit den Maßen 26x19cm gezeichnet und dann die Ecken meinen Wünschen entsprechend abgerundet.
Die gesamte Tasche besteht am Ende aus 5 Teilen. Eine Rückseite mit Deckel, eine Vorderseite (äquivalent zum unteren Teil der Rückseite), ein Streifen zwischen Vorder- und Rückseite sowie zwei kurze Riemen für die Aufhängung.
Habt ihr euer Schnittmuster fertiggestellt, so könnt ihr es im nächsten Schritt auf eure Lederhaut übertragen und anschließend ausschneiden. Hierzu benutzt ihr das Cuttermesser oder wahlweise eine scharfe Schere.
Tipp: Die Länge des Streifens zwischen Vorder- und Rückseite ergibt sich aus der Kantenlänge eurer Vorderseite. Nehmt aber zur Sicherheit lieber ein paar cm mehr, abschneiden geht immer. In diesem Fall habe ich 37cm genommen und konnte später noch ein wenig wegschneiden.
3. Nähen
Jetzt geht es an die eigentliche Arbeit. Ihr müsst die 5 Einzelteile miteinander vernähen. Dazu beginnt ihr am besten mit dem oben beschriebenen Streifen und vernäht ihn, wie auf dem Bild zu sehen, mit der Vorderseite der Tasche.
Hierbei sind die Klemmen oder Wäscheklammern sehr hilfreich da ihr quasi in einer Kurve nähen müsst. Geht Stückchenweise vor. Also immer ein paar Löcher vorstechen, nähen und anschließend die Klemmen weiter verschieben.
Wenn ihr das geschafft habt, könnt ihr dieses Stück erstmal beiseite legen und euch um die Aufhängung der Tasche kümmern.
Hierzu schneidet ihr mit dem Cuttermesser zwei passend große Schlitze in die Rückseite eurer Tasche, in meinem Fall waren das 2,5cm. Das ist aber abhängig von der Breite eurer Aufhängung. Im Anschluss schiebt ihr die Riemen durch die jeweiligen Schlitze und näht sie dort fest.
Bevor ihr nun die Vorder- mit der Rückseite vernäht, solltet ihr die Löcher für den späteren Verschluss machen. Dazu locht ihr zweimal durch den Streifen, zweimal durch die Vorderseite (parallel zum Streifen) und zweimal durch den Deckel (übereinander liegend).
Wenn auch das erledigt ist, geht es wieder ans Nähen. Jetzt werden die Vorder- und die Rückseite miteinander vernäht bzw. das zuvor vernähte Teil mit der Rückseite.
Auch hier sind die Klemmen sehr hilfreich. Geht wieder Stück für Stück vor. Sollte sich zeigen, dass hier einige Stellen überstehen, könnt ihr nach dem Vernähen alles nochmal etwas bei schneiden.
Habt ihr alles miteinander vernäht, könnt ihr jetzt den Verschluss befestigen. Nehmt dazu einfach einen Lederriemen. Welche Art von Knebel ihr verwendet, ist euch überlassen. Besonders schön ist ein Stück aus Geweih oder Knochen. Ein Lederknebel funktioniert natürlich genauso.
4. Verzierung
Im Grunde genommen ist eure Tasche jetzt fertig. Um sie noch etwas auf zu werten bietet sich bspw. eine Einfassung aus dunklerem Leder an. Am Ende könnte euer Ergebnis in Etwa so aussehen:
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