Farbguide

  • Die Kleidung sollte, auch wenn sie modern gefärbt sein kann, farblich den damals machbaren Färbungen entsprechen, was bestimmte Farbtöne ausschließt, aber dennoch Überraschungen bereithalten kann bzgl. der Intensität, mit der früher gefärbt werden konnte. Dieser Guide dreht sich um die grundsätzlich möglichen Farbtöne, nicht darum, dass eure Kleidung komplett naturgefärbt sein soll – es geht nur darum, historisch passende Farbtöne zu erreichen, im Zusammenspiel mit der gesellschaftlichen Stellung und Region eures Charakters.

    Dabei gilt es einiges zu beachten:

    - Je intensiver eine Farbe, umso höher die aufgewendete Menge an Farbstoff und dementsprechend umso teurer die Färbung

    - Je teurer der Farbstoff, umso höher wahrscheinlich die gesellschaftliche Stellung

    - Importware wie Krapp: teurer als örtlich anbaubare, aber schwächere Alternativen (z.B. Labkraut)

    - Mehrfachfärbungen (intensives Dunkelgrün z.B.) sind deutlich teurer

    - Schwarz ist über Umwege (natürlich farbige Wolle) und Mehrfachfärbungen möglich, aber verhältnismäßig teuer, daher raten wir davon ab

    - Örtliche Verfügbarkeit kann stark variieren, also informiert euch, was in eurer historischen Region üblicherweise wuchs und genutzt wurde

    - Leinen lässt sich nur mit sehr intensiven Färbemitteln minimal einfärben, bspw. Krapp und Inidgo, daher raten wir von gefärbtem Leinen (abgesehen von den in der zweiten Tabelle genannten Farbtönen) ab. Wenn es Leinen sein muss (z.B. für das Leibhemd), ist naturfarbenes ausdrücklich erwünscht!

    - Für Seide gelten ähnliche Farbergebnisse wie für Wolle, Seide war jedoch ein sehr (!) teures Importgut und sollte daher nur von Charakteren mit höchster gesellschaftlicher Stellung getragen werden

    - Es ist ausdrücklich erwünscht, Wolle in Naturtönen zu tragen! Die Vielfalt ist überraschend, von wollweiß über leichtes Grau und beige, bis zu dunkelbraun und anthrazit sind viele Farben verfügbar.

    - Grundsätzlich gilt: lieber zu wenig als zu viel Farbe! Im Zweifelsfall lieber bunte Akzente setzen, anstelle von großflächig bunt. Der Großteil der normalen Bevölkerung wird in einfachen Tönen oder ungefärbter Kleidung seinen Alltag verlebt haben.

    - Färbungen durch Exotenhölzer sind für das Frühmittelalter nicht nachgewiesen, also sind extreme Töne wie von Blauholz, Cochenille oder Annattosaat unpassend.


    Beispiele:

    o Unfrei/Thraell: ungefärbte, natürlichen Wolltöne (grau, braun, beige etc.), blasse Gelb- und Brauntöne

    o Frei (durchschnittlich): leichtes bis kräftigeres Gelb und Olivgrün, blasse Rot- und Blau-Töne, helles Orange, Brauntöne, alles darunter möglich

    o Frei (Bondir oder Huskarl, gut gestellt): kräftigeres Gelb, Olivgrün, Rot, Blau, Ziegelrot/Orange, tiefes Braun, alles darunter möglich

    o Hersir, Jarl und alles drüber: Doppelfärbungen, tiefere Blau- und Rottöne, alles darunter möglich


    Die Farbtabelle ist von oben nach unten in der Sorte des Färbemittels und von links nach rechts in der Stärke des Farbtons jeweils von preiswerter zu teuer sortiert.




    2018 von Gyda/Veka

Kommentare 2

  • 13124609_10154056373710535_79432864494165169_n.jpg

    Habe ich von http://jezebeljane.blogspot.co…d-vikings-in-sca.html?m=1


    Aber dieselbe Grafik wurde auch in der FB-Gruppe "Historisch belegte Männerkleidung des Frühmittelalters" gepostet und zusammen mit dem folgenden Paper genannt

    https://www.academia.edu/20287…h_Archaeology_7_pp144_158

  • Mal eine Frage: wenn ich mehrfach mit derselben Farbe überfärbe (und immer im ersten Zug), kriege ich dann nicht auf Leinen prinzipiell auch beliebige Intensitäten hin (ist dann halt sehr teuer)?