• Eine Zusammenfassung nach bestem Wissen und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, was die Trinksitten und Gebräuche angeht.

    Was wurde getrunken?


    Im Alltag wurde wohl hauptsächlich Wasser und Milch getrunken. Wenn es aber um Gelage und den Genuss von alkoholischen Getränken geht, stehen Bier (in verschiedenen Ausführungen, die alle nicht mit modernem Bier vergleichbar sind), Met und Beerenweine und in seltenen Fällen auch geplünderter Traubenwein zur Auswahl.


    Schnaps gab es damals noch nicht, damit wäre also im Spiel eher unauffällig umzugehen.

    Beim Bier unterscheidet man in eher schwächerem Hausbier "mungát" und stärkerem Festbier "bjórr"


    "Öl" ist eine allgemein gefasster Begriff.

    Met war wohl sehr beliebt, das heißt aber nicht, dass er ständig und im Übermaß konsumiert wurde.


    Da Met in der Herstellung aufwändiger und teurer war, wurde dieser wohl hauptsächlich für besondere Anlässe gereicht. (Gasttrunk, Opfer, o.ä.)


    Auch Met-Mix war schon bekannt und vermutlich nicht unüblich. Ein Honigbier kann so z.b. eine gute Alternative zum reinen Met im Becher sein.

    Traubenwein war den Nordleuten, wenn überhaupt als teures Import- oder Plündergut bekannt, wer nicht viel herumkam, hat vielleicht noch nie davon gehört oder gar probiert.


    Eine mögliche Alternative hierzu wären aber andere Frucht- oder Beerenweine.


    Wann wurde getrunken?

    "Dann gehen sie in die Geschäfte, nicht selten zu Trinkgelagen, stets in Waffen. Tag und Nacht durchzechen gilt keinem als Schande. Die natürliche Folge solcher Trunksucht sind häufige Handel und selten bleibt es bei Schmähworten, meist kommt es zu Wunden und Totschlag. Aber auch Versöhnung mit Feinden, Abschluss von Eheverbindungen, Wahl der Häuptlinge, selbst Frieden und Krieg werden meist beim Becher beraten, gleich als sei nur zu solcher Stunde die Seele offen für einen aufrichtigen Gedanken oder für einen großen leicht erwärmt.“ -Tacitus

    Getrunken wurde oft und gerne auch viel, die bessere Frage wäre demnach nicht wann, sondern wie wurde zum jeweiligen Anlass getrunken?


    Der Gasttrunk

    Kommt jemand zu Gast, so wird ihm der Gasttrunk zur Begrüßung gereicht. Dies kann je nach Stand oder Wichtigkeit des Gastes Bier oder auch Met sein. Gereicht wird der Gasttrunk vornehmlich im Sippenhorn oder einem besonderen Becher. Oft, aber nicht zwangsläufig, kann dabei auch das Gastrecht ausgesprochen werden.


    Den Gasttrunk überreicht der Gastgeber höchstselbst, dieser kann ihn aber natürlich vorher von seinem Gefolge bereitgehalten bekommen.


    Gerade wenn die Gäste fremd sind, ist es eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig vorzustellen und die Anliegen zu benennen.


    Das Trankopfer

    Wenn geblótet wird, ist es nicht unüblich, ein Getränk dabei zu haben. Nicht nur um die Kehle feucht zu halten, auch weil gerne ein Schluck auf einen oder mehrere Götter gegeben wird (auf die Erde oder ins Feuer schütten).


    Manchmal wird im Rahmen eines Blóts auch ein Horn herumgereicht.


    Beim Trankopfer wird für alle hörbar ausgesprochen, welchem Gott man zu trinkt, es kann auch erzählt werden, warum man dies tut.


    Die gesellige Runde

    Die Schlacht ist vorbei, das Tagwerk getan und man lässt sich in kleiner Runde nieder. Auch da darf das Getränk nicht fehlen.


    Zumeist wird in diesem Fall eine Kanne gefüllt und gemeinsam geleert.


    Nun gibt es hier natürlich nicht die Menge an Zuhörern/Zeugen wie bei einem Gelage, dennoch schadet es nicht, sich einen Becher gemeinsam zuzutrinken und die Erfolge/Handel/Geschehnisse Revue passieren zu lassen.


    Das Trinken und das Erzählen von Geschichten/Singen von Liedern gehört bei der Geselligkeit zusammen. Da nur das wenigste aufgeschrieben wurde, ist solch ein Umtrunk eine gute Möglichkeit, die Geschichten aufleben zu lassen. Das können alle, nicht nur die Skalden.


    Das feierliche Gelage

    Ob zum Ende der Fahrt, um etwas zu feiern oder auch einfach nur, weil sich mehr Leute als üblich zum Trinken versammelt haben, an einem ordentlichen Gelage ist nichts auszusetzen und wie oben bereits geschrieben ist es auch keine Schande, wenn es bis zum Morgen geht. Auch gab es z.b. zu Opferfesten angeordnete Gelage, bei denen eine Art Anwesenheitspflicht galt.

    "Es war alte Sitte, dass, wenn ein Opfer stattfinden sollte, alle Bauern dorthin kommen sollten, wo der Tempel stand und dorthin ihre Vorräte bringen, die sie benutzen sollten, solange das Fest andauerte.


    Bei diesem Fest sollten alle Menschen an Trinkgelagen teilnehmen. Es wurden dort auch alle Arten von Vieh geschlachtet und auch Pferde. Alles Blut, das man dabei erhielt, wurde Opferblut genannt, Opferblutgefäße das, worin es sich befand. Mit Opferblutwedeln, die so gemacht waren wie Sprengwedel, sollten alle Altäre und die Wände des Tempels von außen und innen gerötet werden.


    Das Opferblut sollte auch auf die Menschen gesprengt werden, das Fleisch aber musste zur Bewirtung der Leute gekocht werden. Auf dem Boden in der Mitte des Tempels sollte Feuer sein, mit Kesseln darüber." - Saga von Hákon dem Guten

    Je nach Anlass gibt es hierbei eine vorgegebene Sitzordnung oder andere Regeln zu beachten. Auch zugeordnete Trinkpartner waren nicht unüblich, diese saßen sich dann zumeist gegenüber.


    Der Sumbel

    Beim Sumbel handelt es sich nochmals um ein ganz spezielles Trinkritual.


    Ein Sumbel war im Gegensatz zum festlichen oder feierlichen Umtrunk eine ernsthafte Veranstaltung, die einem strengen Ritus folgte.

    Das Sumbeln war derart bedeutsam, dass währenddessen keine Nebengetränke, kein Essen und auch keine Nebengespräche erwünscht waren.

    Beschreibungen des Sumbels finden sich in der Lokasenna, der Heimskringla, im Bericht über den Begräbnisumtrunk von Sven Gabelbart für seinen Vater, der Fagrskinna, sowie einigen schon älteren angelsächsischen Quellen.

    Aufgrund der verschiedenen Quellen ist es auch nicht unerwartet, dass die Abläufe und Anlässe etwas unterschiedlich beschrieben werden.

    Übliche Anlässe wären z. B. zu Jul oder anderen großen Festen, vor allem aber nach einem Todesfall, wenn es ein Erbe zu verteilen gilt.

    Beim Sumbel wird ein ausreichend großer Kessel mit Bier gefüllt in die Mitte der Runde gestellt.


    Aus diesem schöpft die Sumbelgeberin (i. d. R. Die höchstgestellte Frau in der Runde) den Bragafull (schönster Becher) voll.

    Der Becher wird in die Runde gereicht und stets von der Sumbelgeberin weiter gereicht.


    Wenn der Bragafull ausgetrunken ist, wird er nachgefüllt, dies geht so lange, bis der Sumbel (Kessel) restlos leer ist.

    Es werden nun verschiedene Runden getrunken, welche je nach Quelle (und auch je nach Gruppe im GH) schonmal variieren können. Die Runden werden vom Sumbelführenden (Godi/Skalde/Hofherr etc.) jeweils angesagt.


    Ich führe hier die Reihenfolge auf, wie sie beim Skiringssal Svœri üblich ist:


    1. Runde (Götterrunde)

    Es wird auf einen Asen oder Vanen der persönlichen Wahl getrunken, dieser kann für den Trinkenden eine besondere Bedeutung haben oder auch einfach im Kontext erwähnenswert sein. Thursen, Trolle, Disen und dergleichen haben in dieser Runde nichts verloren.


    2. Runde (Ahnenrunde)

    Es wird auf einen nahestehenden Toten (aus der eigenen Sippe) getrunken. Dazu kann auch noch ein Satz gesagt werden, warum dieser gewählt wurde.


    3. Runde (Eidesrunde)

    In dieser Runde werden Eide gesprochen.


    Dabei können sowohl bestehende Eide erneuert bzw. gestärkt, als auch neue Eide gesprochen werden.


    Es müssen keine besonders wichtigen Eide sein, jedoch sind sie besonders bedeutsam einzuhalten, da sie vor der Sumbelgemeinschaft und den Göttern (1. Runde) geschworen werden.


    4. Runde (Erbschaftsrunde, falls erforderlich)

    Bei dieser Runde kann jeder Sumbelnder seine Erbschaftsansprüche gültig machen.


    Hat man keine Ansprüche, reicht auch die Aussage, dass keine Ansprüche bestehen.


    5. Runde (Skaldenrunde)

    Ab hier beginnt der eher heitere Teil des Sumbels, dennoch ist dieser mit der benannten Ernsthaftigkeit durchzuführen.


    In der Skaldenrunde wird jeweils ein Trinkspruch, eine Strophe, ein Stab oder dergleichen vorgetragen.

    Die weiteren Runden sind frei wählbar und entsprechend der verbliebenen Füllmenge im Kessel zu ergänzen.


    Mögliche Runden währen:

    Eine Heldenrunde (besondere Taten werden geehrt)


    Eine Spottrunde gefolgt von einer Rückrunde (erst wird der rechte Sitznachbar verspottet, in der Rückrunde kann sich jeder beim linken Sitznachbarn revanchieren. Es gelten die Gepflogenheiten des Flythings),


    Eine Lobesrunde (ähnlich der Heldenrunde, aber für kleineres Lob innerhalb der Sumbelgemeinschaft)


    Eine Beinamenrunde (Es wird auf Beinamen der Anwesenden getrunken, am besten mit kurzer Geschichte)


    Eine Ankündigungsrunde (es können Ankündigungen gemacht werden, die alle hören sollen)


    Eine Prahlrunde (falls man sich schon immer mal selbst loben wollte)


    Eine Disenrunde (vgl. Götterrunde, aber mit Disen)


    Eine offene Runde (jeder kann aus den üblichen Runden wählen, zu welcher er nochmal trinken möchte, diese eignet sich besonders gut als letzte Runde, der Sumbel nahezu leer ist)


    Wie viel in jeder Runde getrunken wird, ist dem Trinkenden selbst überlassen, es ist egal, ob einen Schluck, einen halben Becher oder auch den ganzen Becher zu leeren. Manche wählen die Trinkmenge entsprechend der Bedeutsamkeit ihres Spruchs.


    [Bereits genannt, aber noch nicht näher erklärt:

    Das Zutrinken

    absatz folgt]


    Nun stellt sich natürlich noch die Frage, wenn nicht gerade der Gasttrunk aus dem Horn gereicht oder ein Sumbel gehalten wird:

    Woraus wurde getrunken?


    Im Alltag wurde aus Bechern getrunken, diese waren meist aus Ton, oder Holz. Glasbecher waren ein Luxusgut. Aufgrund der sehr verschiedenen Erhaltungswahrscheinlichkeit von Keramik und Holz ist unklar, was gebräuchlicher war. Was das Holz angeht können wir sowohl von Daubenbechern, als auch von gedrechselten Gefäßen ausgehen.


    Für Hornbecher oder gar kleine, "persönliche" Trinkhörner gibt es keine Belege.


    Gelegenheiten, zu denen aus dem Horn getrunken wurde, sind bereits oben genannt, dazu sei aber gesagt, dass es sich dann zumeist um prunkvoll verzierte und große Hörner handelte, welche zum Herumreichen und nicht zum Abstellen gedacht sind.


    Zum Ausschenken empfehlen sich Tonkannen, welche bei den Vorräten gefüllt werden, damit nicht für jeden Becher einzeln gerannt werden muss oder gar Flaschen gezückt werden.


    Da viele dieser Trinksitten auf das gemeinsame Trinken aus einem Gefäß abzielen, was ja seit dem bösen C nicht mehr bei allen gern gesehen ist, sei dazu gesagt, dass wir im Rollenspiel natürlich auch Möglichkeiten zulassen sollten, dies zu vermeiden. Und dies sollte auch von allen Beteiligten akzeptiert werden.

    Beim Trinken in der Runde, Gasttrunk oder Sumbel ist es so z.B. möglich, den Schluck nur anzudeuten, aber das Trinkgefäß nicht wirklich an die Lippen zu führen.

    Beim Zutrinken hingegen ist es etwas komplizierter, im besten Fall weiß der Trinkpartner von der Einschränkung.


    Dann ist es z. B. möglich als erster Trinkender das Gefäß nur halbvoll zu machen und dann nur das Trinken anzudeuten.


    Für den 2. Trinkenden ist es empfehlenswert, dass der Zutrinkende den Becher insgeheim ganz leert und einen leeren Becher zum Andeuten weiter gibt.


    Skål*


    *Das typische Skål beim zuprosten war zur Wikingerzeit noch nicht üblich, stattdessen tut es auch ein "Darauf trinken wir" oder nach Snorri Sturlason "Drekk eg til þín" (ich trinke dir zu)